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Infoblatt Christoph Kolumbus (1451–1506)

Christoph Kolumbus – eine Kurzbiographie

Kolumbus wurde wahrscheinlich in Genua geboren. Schon früh schlug er die Laufbahn eines Seemanns ein. Zwischen 1470 und 1480 unternahm er erste Reisen, 1476 ließ er sich in Lissabon nieder.

Hier entwickelte Kolumbus einen Plan: Er wollte einen neuen Weg nach Indien finden. Das Interesse des Genuesen an diesem Seeweg kam nicht von ungefähr, denn seit 1453, als die Türken Konstantinopel erobert hatten und Europa damit die letzte direkte Landverbindung nach Asien verlor, suchten die Europäer intensiv nach einer Alternative.

Der Plan von Kolumbus beruhte auf den Ansichten aus der griechischen Antike über die Kugelgestalt der Erde. Der Genuese war davon überzeugt, dass im Westen ein Meer Europa und Asien verband. Er studierte intensiv die Karten und stützte sich auf Berechnungen des italienischen Astronomen Toscanelli. 1484 richtete er an Johann II., König von Portugal, ein Gesuch, die westliche Überquerung des Atlantiks zu finanzieren, das aber abgelehnt wurde.

Deshalb ging Kolumbus nach Spanien. 1486 gewährte ihm lsabella I., die Königin von Kastilien, eine Audienz, aber erst 1492 erteilte sie die Erlaubnis für die Reise, obwohl eine von ihr eingesetzte Kommission das ganze Vorhaben zuvor abgelehnt hatte. Letztendlich finanzierten Ferdinand V., der König von Kastilien, und Königin lsabella I. das Unternehmen des Genuesen. Kolumbus sollte Vizekönig aller Gebiete werden, die er in Besitz nahm, und den Adelstitel sowie ein Zehntel aller gefundenen wertvollen Metalle erhalten.

Zu seiner ersten Reise brach Kolumbus am 3. August 1492 mit einer Besatzung von etwa 90 Mann auf. Er kommandierte das Hauptschiff „Santa Maria“, das von den beiden kleineren Karavellen, „Pinta“ und „Nina“, begleitet wurde. Schon nach drei Tagen auf See musste die Expedition wegen eines Schadens am Hauptmast der „Pinta“ auf den Kanarischen Inseln unterbrochen werden. Erst am 6. September lichteten die drei Schiffe wieder die Anker. Sie segelten zunächst nach Westen, später nach Südwesten.

Am 12. Oktober kam Land in Sicht. Am nächsten Morgen landeten Kolumbus und seine Männer auf einer der heutigen Bahamas-Inseln. Sie wurde von der indigenen Bevölkerung Guanahani genannt, aber von Kolumbus San Salvador getauft und der spanischen Krone unterstellt. In den nächsten Wochen landete die Expedition auf Kuba und Haiti. Kolumbus ging fälschlicherweise davon aus, dass all diese Inseln vor der Küste Ostasiens lagen. De facto war er auf Inseln gelandet, die dem amerikanischen Kontinent vorgelagert waren.

Im Rahmen der Seefahrten des Kolumbus wird häufig von „Entdeckungsfahrten“ gesprochen. Er wurde und wird als „Entdecker“ Amerikas bezeichnet. Dies war aus der damaligen Sicht der Europäer auch fast korrekt: Zwar waren die Isländer bereits etwa 500 Jahre zuvor auf dem Kontinent gelandet, mit Kolumbus erreichte das Wissen um „Amerika“ aber zuerst eine breite europäische Öffentlichkeit. Tatsächlich hat Kolumbus aber nur den Seeweg nach Amerika entdeckt, denn der Kontinent war schon lange vor Ankunft der Europäer – vermutlich sogar schon seit der letzten Eiszeit – von indigenen Völkern besiedelt. Der Begriff „Entdeckung“ ist deshalb falsch.

In Haiti erlitt – ausgerechnet am Weihnachtstag – die „Santa Maria“ Schiffbruch. Kolumbus musste im neu gegründeten La Navidad einige seiner Männer zurücklassen und segelte mit der „Nina“ und der „Pinta“ nach Spanien, wo ihn der spanische König begeistert empfing. Die Nachricht über die „Entdeckung“ von Land in den Weiten der westlichen Hemisphäre schlug in Madrid und ganz Europa große Wellen.

In Spanien wurde Kolumbus als Held gefeiert, den man mit Ehrungen überhäufte. Bald schon stellte ihm das spanische Herrscherpaar 17 Schiffe zur Verfügung. Mit dieser Flotte lief der zum Gouverneur ernannte Italiener bereits Ende September zu seiner zweiten Amerikareise aus. In seiner Begleitung befanden sich auch Kolonisten, Missionare und königliche Beamte, insgesamt rund 1.500 Mann. Anfang Dezember sichtete man auf dem Weg nach Hispaniola wieder Land, das den Europäern bisher unbekannt war. In La Navidad, wo Kolumbus im Jahr zuvor einen Teil seiner Männer zurückgelassen hatte, fand sich kein Spanier mehr. Was dort passiert war, ist nicht belegt. Heute wird angenommen, dass die Besatzung aus Goldgier in Streit geriet, ein Teil der Männer sich gegenseitig tötete und sie außerdem Opfer eines Überfalls durch Indigene wurden. Unweit des heruntergebrannten Forts gründete Kolumbus die Siedlung lsabella. Das Vordringen der Spanier ins Landesinnere auf der Suche nach Gold und Bodenschätzen war von exzessiver Gewalt gegen die indigene Bevölkerung geprägt.

Im neuen Jahr stach Kolumbus erneut in See und landete auf seinem Weg nach Kuba auf der Insel Jamaica. Erst Ende September 1494 kehrte er – schwer erkrankt – nach lsabella zurück. Im Oktober 1495 erschien im Auftrag des spanischen Hofes Juan Aguado in lsabella, um im Namen des Königshaus Berichten nachzugehen, die Herrschaft von Kolumbus und seinem Bruder seien chaotisch und grausam. Um sich selbst vor dem Königspaar zu verteidigen, reiste Kolumbus im März 1496 zurück nach Spanien. Es gelang ihm, von seinen Geldgebern die Erlaubnis für eine dritte Reise zu erhalten.

Zwei Jahre später – am 30. Mai 1498 – brach Kolumbus mit acht Schiffen zu seiner dritten Seereise auf. Die Expedition landete in Trinidad (heilige Dreieinigkeit) und dem heutigen Venezuela. Danach segelten Kolumbus und seine Männer weiter die Küste entlang. In seinem Logbuch notierte der Italiener, er habe eine „Neue Welt“ gefunden. Für die indigene Bevölkerung war mit der Inbesitznahme ihrer Gebiete durch Kolumbus unendliches Leid verbunden. Die Eroberungskriege, die Gier der Europäer nach Gold, die gewaltsame Missionierung und eingeschleppte Krankheiten forderten nach heutigen Schätzungen bis zu 40 Millionen Todesopfer. Indigene wurden von den spanischen Besatzern ausgebeutet, versklavt, gefoltert und ermordet.

In Spanien wurden immer mehr Vorwürfe gegen Kolumbus laut, unter anderem wegen seines brutalen Vorgehens gegen die indigene Bevölkerung. Außerdem wurde ihm vorgeworfen, er verweigere die Taufe der indigenen Bevölkerung, um diese als Sklaven zu verkaufen. 1500 wurde er als Vize-König der eroberten Gebiete in Amerika abgesetzt. In Ketten gelegt, brachte man ihn zusammen mit seinem Bruder Bartholomäus nach Spanien zurück. Hier begnadigte und entlohnte das Königspaar die beiden Männer zwar, weigerte sich aber, Kolumbus wieder in sein Gouverneursamt einzusetzen.

Seine vierte und letzte Expedition begann im Mai 1502 vom spanischen Cadiz aus. Er suchte an der mittelamerikanischen Küste in den Gewässern vor Honduras nach einer westlichen Durchfahrt in das nach seiner Meinung „indische Meer“. Im Januar 1503 landete er in Panama.

Auf seinem Rückweg nach Europa verlor Kolumbus drei seiner Schiffe und erreichte Spanien erst 1504. Hier verlor er seinen politischen Einfluss endgültig, als im November mit Königin lsabella I. von Kastilien seine einzige wirkliche Förderin starb. Kolumbus fuhr danach nie mehr zur See. Er zog sich zurück und vereinsamte. Die letzten Monate seines Lebens waren von Krankheit und dem vergeblichen Versuch gekennzeichnet, von König Ferdinand eine Wiederherstellung seiner Privilegien zu erreichen. Christoph Kolumbus, der mit der Entdeckung des Seewegs nach Europa das Tor in den Westen der Welt geöffnet hatte, starb am 20. Mai 1506 in Valladolid. Seine letzte Ruhestätte fand er 1899 in Sevilla.

In Europa und den USA wurde Kolumbus bis ins späte 20. Jahrhundert oft unkritisch als Held und „Entdecker“ gefeiert. Inzwischen wird Kolumbus Rolle sowohl von der Geschichtswissenschaft als auch in der gesellschaftlichen Erinnerung sehr viel differenzierter betrachtet. Dabei spielen die katastrophalen Folgen der Eroberungen für die indigenen Völker eine zentrale Rolle.


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Autorin/Autor:

Dr. Klaus-Uwe Koch,
Dr. Vanessa Ther


TERRASSE online
www.klett.de/terrasse
Datum: 14.10.2021


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