
Drei schnelle Fragen: Künstliche Intelligenz
Liebe Frau Malzahn,
sie unterrichten schon seit über zwanzig Jahren Informatik. Das Thema Künstliche Intelligenz wurde dabei seit einigen Jahren immer präsenter – sowohl als Tool als auch als Unterrichtsgegenstand.
1. Unsere erste Frage lautet daher: Wie stehen Sie zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Schulalltag?
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Schulalltag bietet sowohl Chancen als auch Herausforderungen. KI kann helfen, Lerninhalte an die individuellen Bedürfnisse der Lernenden anzupassen. Sie ermöglicht personalisierte Lernpfade, die auf den Fortschritt und die Interessen der Schülerinnen und Schüler abgestimmt sind.
KI kann zudem den Zugang zu Bildung erleichtern, indem sie Lernenden hilft, passende Materialien und Lernressourcen zu finden, die ihren Bedürfnissen entsprechen. Der Einsatz von KI in Lernspielen oder interaktiven Plattformen kann das Engagement der Lernenden erhöhen und das Lernen unterhaltsamer gestalten. Die Rolle der Lehrkräfte könnte sich ändern, aber sie bleibt entscheidend. Ich bin der Meinung, KI sollte als unterstützendes Werkzeug und nicht als Ersatz für menschliche Interaktion und Anleitung betrachtet werden.
2. Der Bereich KI/Maschinelles Lernen ist schon lange Bestandteil des Informatikunterrichts. Wie hat sich der Informatikunterricht verändert, seitdem das Thema KI mit Veröffentlichung von ChatGPT in der breiten Öffentlichkeit angekommen ist?
Schulen und Bildungseinrichtungen haben begonnen, KI und Maschinelles Lernen als eigenständige Themen in den Lehrplan aufzunehmen. Dies umfasst sowohl theoretische Grundlagen als auch praktische Anwendungen. KI wird nicht nur im Informatikunterricht behandelt, sondern auch in anderen Fächern wie Ethik, Sozialwissenschaften oder Kunst, um die Auswirkungen von KI auf verschiedene Lebensbereiche zu diskutieren. Mit der zunehmenden Verbreitung von KI-Technologien wird auch die Diskussion über ethische Fragestellungen intensiver.
In den Jahrgangsstufen 5 und 6 bespreche ich mit Schülerinnen und Schülern zunächst, wie KI überhaupt lernen kann. Wir schauen, wie ein Staubsauger lernt, wo er saugen kann oder muss, oder wie ein autonomes Fahrzeug sich selbstständig im Straßenverkehr bewegen kann. Anhand kleiner Spiele in Scratch erfahren meine Schülerinnen und Schüler, wie sie selbst künstliche Spieler erstellen können.
In den höheren Jahrgangsstufen behandle ich Themen wie KI und Ethik, Datenschutz und die Auswirkungen auf die Gesellschaft. Ich zeige verschiedene Beispiele, in denen KI „Fehler“ gemacht hat, und diskutiere, welche Konsequenzen es geben kann, wenn wir nur der KI vertrauen.
Wem gehören die Bilder, die KI erstellt hat? Können KI-Anwendungen Pflegepersonal entlasten? Das sind zum Beispiel Themen, die wir in Referaten oder Podiumsdiskussionen besprechen.
3. Wie setzen Sie KI-Tools in Ihrem Unterricht ein und was ist Ihnen besonders wichtig zu vermitteln, wenn Sie mit Ihren Lernenden im Informatikunterricht über KI und KI-Tools sprechen?
Meine Schülerinnen und Schüler sammeln praktische Erfahrungen, indem sie einfache KI-Modelle erstellen, z. B. durch die Nutzung von Plattformen wie Scratch oder TensorFlow. Weiterhin lernen Schülerinnen und Schüler, wie man Daten sammelt, aufbereitet und analysiert, um Muster zu erkennen. Tools wie Excel oder Python mit Bibliotheken wie „Pandas“ und „Matplotlib“ können dabei helfen.
Gelegentlich lade ich Fachleute ein, die über ihre Erfahrungen mit KI in der Industrie sprechen, um den Lernenden Einblicke in die praktische Anwendung von KI zu geben. Ich lege Wert darauf, dass meine Schülerinnen und Schüler lernen, Informationen kritisch zu hinterfragen, insbesondere wenn es um die Ergebnisse von KI-gestützten Analysen oder Entscheidungen geht. Sie sollen verstehen, dass KI nicht unfehlbar ist und dass menschliches Urteilsvermögen wichtig bleibt. Ich möchte, dass die Lernenden erkennen, wie KI in verschiedenen Disziplinen angewendet wird, und die interdisziplinären Verbindungen verstehen. Dies fördert ein ganzheitliches Denken und zeigt, dass KI nicht nur ein technisches Thema ist.
Vielen herzlichen Dank!
Tamara Malzahn – Biografie
1980 - 1992 Grundschule und Gymnasium in Kljuc, Bosnien und Herzegowina
1992 - Flucht wegen Bürgerkrieg
1993 - 1996 Ausbildung als Zahnmedizinische Fachangestellte
1996 - 1997 Arbeit in der Zahnarztpraxis Dr. Ristic, Bochum
1997 - 2003 Studium der Informatik an der TU Dortmund
seit 2003 im Schuldienst am Gymnasium Wolfskuhle, Essen
Teil des Leitungsgremiums der Fachgruppe Informatische Bildung in NRW