
KI in der Schule - Warum wir uns mit KI befassen sollten
An der Beschäftigung mit, der Verwendung und der Reflexion von KI in der Schule führt kein Weg mehr vorbei. Diese Alternativlosigkeit ist vielleicht schwer zu verdauen. Aber sie besteht. Das hat aber auch eine positive Seite: Wir können jetzt handeln. Lehrkräfte können durch ihre Fähigkeiten, Zusammenhänge zu verstehen, Informationen zu verarbeiten und diese zugänglich zu machen, die wichtigsten Funktionen von ChatGPT und Co. schnell erarbeiten.
Wie genau, darum soll es in dieser Reihe gehen. Dabei geht es nicht nur um die grundsätzlichen Fragen rund um KI und Schule, sondern um konkrete Einsatzmöglichkeiten in der Vorbereitung, beim Unterricht oder sogar bei Prüfungen. Oder um Fehler, die man möglichst vermeiden sollte. Fühlt man sich jetzt noch nicht vorbereitet, ist das also kein Grund zu verzweifeln.
Konkret zu sein, heißt hier, zu Beginn dieser Serie, aber auch, nicht einfach eine Behauptung in den Raum zu stellen und diese für sich stehen zu lassen. Es bedarf einer zumindest kurzen Begründung. Nun, man könnte sagen: Die Digitalisierung und die Arbeit mit dem Digitalen, wie es seit etwa 10 Jahren möglich war, konnte jeweils umarmt oder ignoriert werden. Beides war möglich. Als vor 10 Jahren die Workshops noch leer waren, hieß es sogar von den enthusiastischen Teilnehmern: „Das probieren wir dann irgendwann aus – in der Woche vor den Ferien.“
Das ist nun nicht mehr möglich. Egal wie man zu BigTech, zu Datenschutz, zu BigData und zum Plattformkapitalismus steht: KI wird benutzt werden. Das ist keine Prognose, sondern eine Beschreibung der Realität. Und weil das so ist, gibt es etwa drei Szenarien, von denen sich nur eines als pragmatisch erweist.
- Im ersten ignorieren wir die KI und lassen es zu, dass wir getäuscht werden. Denn wer sollte es jungen Menschen verbieten, etwas zu nutzen, das sie schneller, „besser“ und effizienter arbeiten lässt. Freilich täuschen sie sich damit selbst.
- Im zweiten Szenario rennen wir hinterher. Wir ändern nichts, aber versuchen, die Fälschungen nachzuweisen. Dann haben wir genauso verloren.
- Im dritten Szenario, und zu diesem hin nehmen wir Sie in dieser Serie mit, nutzen wir KI. Wir nutzen sie, um zu zeigen, wie man sie produktiv für das Lernen einsetzen kann. Und wir nutzen sie, um zu problematisieren und aufzeigen zu können, wo die Nutzung dem Lernen sogar schadet.
Bei allen Bedenken, ja sogar nachvollziehbarer Furcht, die dieses Thema für uns Lehrkräfte – aber auch für kreative Menschen überall auf der Welt – hat: Auch wenn wir es mit einer „großen Beschleunigung“ in vielen Bereichen zu tun haben, die Welt ist schon immer einem Wandel unterzogen, den es sich anzueignen lohnt. Und zu eigen machen bedeutet: So genau Bescheid zu wissen, wie die Technik funktioniert, dass man auch versteht, wann sie sinnvollerweise weggelassen werden kann – und muss. Denn das ist die andere Seite der KI-Revolution: Sie verlangt von uns Menschen, das zu fokussieren, was uns zu Menschen macht: Die Möglichkeiten, Empathie zu zeigen, solidarisch zu handeln, zu kommunizieren und unseren Horizont zu erweitern. All das ist möglich trotz KI. Nein, alles das ist möglich mit KI. Zumindest dann, wenn wir verstehen, welch unglaubliches Alien da gerade zu uns auf die Welt gekommen ist. Heißen wir es willkommen.
Bob Blume ist Lehrer, Blogger, Podcaster und Bildungsinfluencer.
Er studierte Germanistik, Anglistik sowie Geschichte und arbeitet nun als Oberstudienrat an einem Gymnasium in der Nähe von Baden-Baden. Daneben schreibt er Fachbücher zum Lernen im digitalen Wandel und macht in den sozialen Medien auf Bildungsthemen aufmerksam. Zudem ist Bob Blume ein gefragter Experte in der deutschen Medienlandschaft zum Thema Schule. Bei der Verleihung der Goldenen Blogger 2022 wurde er als Blogger des Jahres ausgezeichnet.
