April 2024

Ami(e)s de la Bonne Chanson, salut de la frontière !

Die 80er Jahre Popleute – insbesondere die, die sich dem Showbusiness verweigert haben – die haben es oft nicht nach Deutschland geschafft: So auch Jil Caplan. Mit ihrem neuen Album „Sur les cendres danser“ / „Auf der Asche tanzen“ hat sie jetzt ein echtes Comeback  hingelegt.

Den Mut haben, auch mal gegen den eigenen Charakter anzugehen, den Mut haben, zunehmend im Leben die Wut zur Gelassenheit werden zu lassen – Jil Caplan hat ihn. Die Schauspielerin, Pop- und Rocksängerin und inzwischen auch Schriftstellerin kann wirklich auf ein Leben der Höhen und Tiefen zurückblicken. In ihren autobiographischen Texten kann man dieses Leben verfolgen – und jetzt auf ihrem vielleicht persönlichsten Album „Sur les cendres danser“. Was die Musik angeht: Popstar in den 80er Jahren – mithilfe des Produzenten Jay Alanski – Abkehr vom Kommerziellen - alternative Rockmuse – abgedriftet in ein wildes Leben (so heißt eins ihrer Bücher) – eine Victoire de la Musique und 11 Studioalben auf der Habenseite später, ist sie wieder da: Am 13. Juli spielt sie beim hochkarätigen Festival der „Francofolies von La Rochelle“.

Mit der Gitarristin und Liederschreiberin Emily Marsh hat sie eine Herzens- und Musikpartnerin gefunden. Die beiden sind wirklich zwei Herzen und zwei Seelen in einem – die 11 Songs des Albums sind im Zusammenspiel entstanden. Und sie sind persönlich wie nie. Die verschiedenen Facetten der Valentine Guillen-Viale, ihr Künstlerleben, ihr Liebesleben – ja sogar ihr Leben als Mutter stecken drin. Und nicht selten ist es melancholisch – wie im nostalgischen Lied „Daronne“ für ihren Sohn.

Sie war die hübsche junge Sängerin den 80ern, sie ist die gestandene, sensible und lebenskluge Frau – ob sie im Theater auf der Bühne steht, Texte schreibt, eins ihrer seltenen Interviews gibt oder eben Musik macht. Eine einzigartige und anziehende Größe der französischen Musiklandschaft, mit der man gerne mal einen Rouge trinken würde: Jil Caplan versteht es, auf der „Asche zu tanzen.“ Und auch in dem schönen Liebeslied „Zwischen uns ist gar nix“ bleibt sie zerbrechlich und anrührend bis zum Ende ihrer CD.

Links zum Thema

Gerd Hegers Radiosendung RendezVous Chanson dienstags von 20.04 bis 21.30 Uhr
auf SR 2 KulturRadio - auch online.

Jil Caplan

Zur Person

Gerd Heger, Pfälzer aus der Nähe von Oggersheim, auf halbem Weg nach Paris in Saarbrücken gelandet. Dort Radiomann, also Journalist, Moderator und Musikprogrammgestalter, seit 1988, nebenbei Autor, Musiker und (Nicht-ganz-) Dichter. Als Monsieur Chanson ist er ein profunder Kenner der aktuellen frankophonen Musik, deren Vielfalt er in seiner wöchentlichen Sendung RendezVous Chanson auf SR2 KulturRadio präsentiert.