
Mai 2025
Ami(e)s de la Bonne Chanson, salut de la frontière !
Sie gehört zu den Textchansonfrauen, die in Frankreich derzeit überall gerne gehört werden – und ist gleichzeitig eine zauberische Ausnahme: Camille Laïly Auf ihrem Album „Crépuscule“ bricht sie durch die Panzer des Alltags. „Wenn du singst, dann dringt das in meinen Panzer ein“ – so hat ein eher reservierter Schulkamerad einmal zur jungen Camille gesagt. Mit 17 Jahren, so erzählt sie, habe sie bei ihrer Kusine Auriane gesessen, die Tag und Nacht zeichnete. Da sei bei ihr der Wunsch aufgekommen, nein, das tiefe Bedürfnis auf, zu schreiben. Und wenn man dann – in einer musikalischen Familie – schon als Kind Akkordeon und Gesang zu lernt, ist der Weg zu den träumerischen Chanson ihres neuen, zweiten Albums nicht weit. Dahinter stecken übrigens schon über 100 weitere eigene Lieder.
Die Sängerin Sara Lazarus für die Stimmbildung, Bécauds und Fugains Texter Claude Lemesle für die Poesie – die sanfte Rothaarige hat auf ihrem Weg wichtige Wegbereiter*innen getroffen. Musikalisch hat die junge Frau, die sich nebenher mal auf die staatliche Bergbauschule verirrt hatte und in die knallharten Vorbereitungsklassen für die Höheren Privatuniversitäten, längst gefunden, was sie passioniert: Akustische Musik aller Art, Jazz, Latinmusik, freie Klänge - Hauptsache mit echtem Gefühl und dieser magischen Stimme.
Das hat etwas absolut Argloses, Unschuldiges, aus der lauten Welt Fallendes, wie Camille Laïly ihre Geschichten und Gedichte uns vorsingt – ohne Rücksicht auf Moden oder Normen. Meine Musiker nennen mich „Capitaine Premièr Degré“, meint sie grinsend – zweideutige Anspielungen, Hinterfotziges, Gemeinheiten, versteckt in Süßlichem, all das sind nicht ihre Sachen. Stattdessen Chansons, die eine Dämmerung, einen „Crépuscule“ (so heißt das Album) heraufbeschwören – die Zeit, in der die Vernunft und die Regeln verschwimmen und das Wesentliche in unsere Herzen einzieht. Merci, Camille, fürs daran Erinnern! Und bald: Bienvenue in Deutschland im nächsten März in Saarbrücken!
C’est Monsieur Chanson qui vous le dit!
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Gerd Hegers Radiosendung RendezVous Chanson dienstags von 20 Uhr bis 21.30 Uhr
auf SR 2 KulturRadio - auch online.
Zur Person
Gerd Heger, Pfälzer aus der Nähe von Oggersheim, auf halbem Weg nach Paris in Saarbrücken gelandet. Dort Radiomann, also Journalist, Moderator und Musikprogrammgestalter, seit 1988, nebenbei Autor, Musiker und (Nicht-ganz-) Dichter. Als Monsieur Chanson ist er ein profunder Kenner der aktuellen frankophonen Musik, deren Vielfalt er in seiner wöchentlichen Sendung RendezVous Chanson auf SR2 KulturRadio präsentiert.