Sprachliche und kulturelle Diversität im Spanischunterricht

Bereich Lexik

Annette Kolbe, Annette Reuber, Burkhard Pohl

Im Folgenden werden lexikalische Strategien und Übungen zum sprachlichen Transfer zwischen dem Spanischen und anderen Sprachen, insbesondere der Herkunftssprache Arabisch, vorgestellt. Ziel ist es, das Wortschatzlernen zu unterstützen. Dazu sollen die Lernenden Strategien entwickeln und einüben, um Verbindungen zwischen ihrer Herkunftssprache und der Zielsprache Spanisch herzustellen. Neben der Wortschatzarbeit sollen Sprachbewusstheit und Sprachlernkompetenz geschult werden.

Die hier vorgestellten lexikalischen Strategien bewegen sich auf der Einzelwortebene, d.h. die Wörter werden losgelöst von ihrem Kontext betrachtet. Zu beachten ist, dass Wortschatzerwerb vorzugsweise auf der Mehrwortebene stattfinden sollte, d.h. der Wortschatz sollte möglichst in Syntagmen (Sprachbausteinen) vermittelt werden. Daher sollten diese Methoden sparsam eingesetzt werden oder - wenn möglich - die Begriffe in einen sprachlichen Kontext gestellt werden.

1. Vokabellisten (Material 3

Eine einfache Strategie besteht darin, den Vokabellisten zusätzliche Spalten hinzuzufügen. Eine dritte Spalte, in der die Ableitung des spanischen Wortschatzes durch Transfer aus einer dritten Sprache (meist Englisch oder Französisch) angegeben wird, wird bereits häufig verwendet. Um diese Strategie zu erweitern und zu individualisieren, kann eine vierte leere Spalte eingeführt werden, die von den Lernenden entsprechend ihren eigenen Sprachkenntnissen aus der Herkunftssprache oder einer anderen Zweitsprache, wo dies möglich ist, ausgefüllt werden kann. 

Diese Spalte kann optional auch für andere Erinnerungshilfen wie individuelle Eselsbrücken oder Warnungen vor falschen Freunden genutzt werden. Wichtig ist hier, dass die verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten im Unterricht erklärt werden und die Lernenden ermutigt werden, andere Sprachen (im besten Fall ihre Herkunftssprache) heranzuziehen und kreativ zu nutzen. 

Sprachlernstrategien: Morphologische Regeln erkennen, Ableitungen bilden, Visualisierung 

Español

Alemán

Árabe

Inglés

*Beispiel

almacén

Laden, Lager

almaẖzán

store

aceite

Öl

azzáyt

oil

naranja

Orange

naranǧa

orange

azúcar

Zucker

assúkkar

sugar

café con azúcar

berenjena

Aubergine

baḏinǧána

aubergine, eggplant

azafrán

 

 

 

alubia

 

 

 

alcachofa

 

 

 

zanahoria

 

 

 

Eine Alternative kann die Arbeit mit einer Wortschatzliste sein, die aus Deutsch und nur einer Herkunftssprache besteht. Hier wird z. B. auf Arabisch fokussiert.

Verschiedene Vorgehensweisen sind denkbar: 

Variante A: Man gibt den Lernenden eine Liste mit spanischen Wörtern und eine mit arabischen Wörtern und die Lernenden ordnen diese zu. 

Variante B: Man lässt die Lernenden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz selbst eine Liste mit Lehnwörtern recherchieren.

2. Wortfelder (Material 4

Eine weitere Strategie besteht darin, ausgewählte Lehnwörter aus einer Herkunftssprache in Wortfeldern zu strukturieren, um die Lernenden sowohl für den sprachlichen als auch für den kulturellen Einfluss der Herkunftssprache zu sensibilisieren. Arabisch soll hier als Beispiel dienen. Mögliche Wortfelder sind z.B. Landwirtschaft und Pflanzen, Mathematik und Naturwissenschaften oder Architektur und Möbel oder Geographie und Natur. Aus einer zweisprachigen Liste von Begriffen arabischen Ursprungs, die entweder vorgegeben oder mit Hilfe künstlicher Intelligenz selbst recherchiert wird, sollen die Lernenden in einem ersten Schritt übergeordnete Kategorien finden und dann die Wörter diesen Kategorien zuordnen und visualisieren.   

Sprachlernstrategie: Kategorien bilden, Visualisierung

Die erarbeiteten Wortfelder können als Ausgangspunkt für weitere Rechercheaufgaben dienen. Die Lernenden erforschen die Gründe für die Übernahme arabischer Wörter ins Spanische und setzen sich mit der Geschichte Spaniens und dem materiellen und immateriellen Einfluss der maurischen Kultur auseinander.

3. Falsche Freunde (Material 5)

Eine dritte mögliche Strategie, die mit dem Wortschatz arbeitet, lässt die Lernenden statt nach Gemeinsamkeiten nach Interferenzen suchen, also nach irreführenden (meist phonetischen) Ähnlichkeiten im Wortschatz.

Hierfür kann zunächst eine lückenhafte Tabelle mit falschen Freunden aus verschiedenen Sprachen vorgegeben werden, die von SuS ergänzt wird. So wird sichergestellt, dass alle das Prinzip der falschen Freunde verstehen. Eine weitere Spalte kann für Bilder oder Chunks genutzt werden, die beide Begriffe kombinieren. 

Sprachlernstrategien: assoziativ-kreative Herangehensweise evtl. unter Einbeziehung einer visuellen Komponente.

In einem fortführenden Schritt finden die SuS weitere Beispiele - entweder aus ihrer Erstsprache oder aus einer ihnen bekannten oder in der Lerngruppe vertretenen Sprache. Dafür können sie ChatGPT verwenden und ggf. danach diejenigen SuS mit der entsprechenden Erstsprache befragen, ob diese Wortpaare tatsächlich falsche Freunde für sie darstellen.