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Das grundlegende Lehrerhandwerk darf nicht fehlen

(sl) Eine (kleine) Portion Mut gehörte schon dazu, den Weg in die Lehrerinnenlaufbahn einzuschlagen. Inzwischen weiß Maja Andrack Sokolova: Der Quereinstieg war die absolut richtige Entscheidung. Vorausgesetzt, man beachtet ein paar Dinge, bevor man erstmals vor Schülerinnen und Schülern tritt.

Maja Andrack Sokolova genoss eine großartige Ausbildung als Meisterschülerin von Ulrike Rosenbach, die von 1989 bis 2007 Professorin für Medienkunst an der Hochschule der Bildenden Künste Saar tätig war und an namhaften europäischen und internationalen Kunstinstituten u. a. an dem berühmten California Institute of Arts gelehrt hat. Doch nicht nur die Geburt ihrer ersten Tochter brachte die junge Mazedonierin zum Umdenken. „Wie kann ich mein privates Leben und meine Kunst optimal vereinbaren“, fragte sich Maja Andrack. Die Antwort lautete: „Warum nicht Schule?“. Schließlich profitierte sie davon, dass ihr Kunststudium in Mazedonien sie offiziell dazu befähigte, an Gymnasien zu unterrichten. „Man möchte dort Kunststudentinnen und -studenten ermöglichen ans gesellschaftliche Leben angebunden zu sein“, berichtet sie. Ins Saarland wechselte sie, anfänglich als Stipendiatin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes – um ein zweites Mal Kunst zu studieren, Freie Kunst – Neue Medien.

Eignung selbst prüfen

Wenn sie sich an jene Zeit erinnert, wundert sich die ehemalige Vorsitzende des Saarländischen Künstlerbundes fast ein wenig über sich selbst. „Ich hatte keinerlei Angst vor dem, was da auf mich zukommt. Meine einzige Sorge war, dass ich eventuell nicht den Zuschlag zur Teilnahme an der Qualifizierungsmaßnahme für Seiteneinsteiger ins Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen in Saarland erhalten würde.“ Ihre Bedenken waren unbegründet. Sie weiß, dass sie ihre Unbefangenheit gegenüber dem Lehrerberuf auch ihrer eigenen guten Schulerfahrung zu verdanken hat. Nicht alle Menschen ziehen nach ihrer Schulzeit solch ein positives Fazit und möchten eventuell dennoch später ihre in einem anderen Beruf gewonnenen Erfahrungen an junge Menschen weitergeben. Maja Andrack hält sich bescheiden zurück, wenn es darum geht, anderen Tipps zu geben: „Jeder muss sich selbst prüfen, ob er glaubt, für den Schuldienst geeignet zu sein.“ Doch ein paar Überlegungen lässt sie sich entlocken. „Kann ich mit Kindern umgehen? Mag ich sie und ihre Besonderheiten? Macht es mir Freude, den ganzen Tag vor einer Klasse, sprich einer großen Gruppe zu stehen? Halte ich die Geräuschkulisse aus?“ Diese und ähnliche Fragen sollten sich potenzielle Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger stellen. Die Künstlerin konnte alle mit „ja“ beantworten.

Pädagogische Ausbildung intensiv nutzen

Zwei herausfordernde Jahre begannen mit der Qualifizierungsmaßnahme. Parallel zu Studium und abschließendem zweiten Staatsexamen unterrichtete sie bereits am Illtal-Gymnasium in Illingen. Eine arbeitsreiche Zeit, denn schließlich begann auch für ihre Toch-ter die Grundschulzeit. „Aber es hat sich gelohnt. Insbesondere die pädagogische Ausbildung sollte möglichst intensiv genutzt werden. Ohne sie kommt man als Seiteneinsteiger in der Schule nicht klar“, meint sie und fügt hinzu: „Das grundlegende Lehrerhandwerk darf nicht fehlen. Man ist es schließlich nicht gewohnt, vor 30 Leuten zu stehen. Da ist eine ganz andere Kommunikation als die ansonsten gewohnte, erforderlich.“ Was sie nicht laut sagt, aber denkt: „Wer glaubt, ohne pädagogische Befähigung als Seiteneinsteiger in der Schule arbeiten zu können, wird scheitern.“ Der Station in Illingen folgten zwei Jahre Tätigkeit als Lehrerin für Bildende Kunst am Warndt-Gymnasium in Völklingen, ehe sie 2017 an die Marienschule nach Saarbrücken wechselte. Dort erfreuen sich die Oberstufenschülerinnen und -schüler an ihrem Kunstunterricht.

Tipps von Erfahrenen annehmen

Wie reagieren Lernende und ein Kollegium auf die Frau oder den Mann von draußen? Maja Andrack ist überzeugt: „Auch das hängt von einem selbst ab.“ Sie hat sich bemüht, den Austausch zu suchen, nicht „heraushängen“ zu lassen, dass sie von Kunst möglicherweise mehr Ahnung hat als diejenigen, die das Fach ebenfalls unterrichten. Sie hat sich Tipps in pädagogischen Fragen geben lassen. Heute weiß sie: „Irgendwann fragt keiner mehr, ob Du eine Seiteneinsteigerin bist. Es wird allein auf die Ergebnisse geschaut.“ Ein andere Erfahrung machte ein Schulleiter, der nicht genannt werden möchte. Er berichtet, dass es nicht immer so läuft. Auch nicht an seiner Schule. „Wir haben es einmal ausprobiert, weil ich überzeugt bin, dass Menschen mit einer anderen beruflichen Vorerfah-rung, ganz andere, sehr wichtige Sichtweisen bescheren können.“ Doch sein Kollegium stellte sich quer, wollte sich nicht in die Karten schauen lassen. Der im Handwerk groß gewordene Seiteneinsteiger gab frustriert auf. Worauf ihm der Schulleiter riet: „Nehmen Sie das nicht persönlich, geben sie nicht auf, versuchen sie es woanders erneut.“

Authentisch, glaubwürdig und korrekt

Maja Andrack freut sich, dass es bei ihr anders kam. Auch wenn es in den ersten Jahren schon einmal vorkam, dass eine sie unterstützende Kollegin sie freundlich darauf hinwies, sie müsse ihr Deutsch noch verbessern. Den Rat hörte die 49-Jährige, wissend, dass ihre Deutsch- und Englischkenntnisse gut genug sind. Und ordnete das Geschehen richtig ein. „Übrigens, man kann sich tatsächlich immer in allem verbessern.“ Bei ihren Schülerinnen und Schülern spürt sie durchgängig den Respekt. „Sie wissen, dass ich vom Fach bin und weiß, wovon ich spreche.“ Durchaus ein Pluspunkt für jene, die vor der Tätigkeit in der Schule eine andere Kompetenz erworben haben. „Vorausgesetzt, man bleibt authentisch, glaubwürdig und stets korrekt“, hebt Maja Andrack hervor.