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„Was ziehe ich heute an?“ Oder: Das richtige Outfit für die Schule

(imi) Stephanie Grupe ist die „Modeflüsterin“ und gibt seit vielen Jahren Frauen Tipps, wie sie ihren eigenen Typ gut in Szene setzen können – auch in der Schule.

Lehrerinnen stehen Tag für Tag mehrere Stunden vor einem sehr kritischen Publikum: ihren Schülerinnen und Schülern. Sie erfassen mit einem Blick, ob das Outfit ihrer Lehrerin stimmig ist oder nicht. Stephanie Grupe ist die „Modeflüsterin“ und gibt seit vielen Jahren Frauen Tipps, wie sie ihren eigenen Typ gut in Szene setzen können – auch in der Schule.

Jeden Sonntag schreiben Sie in ihrem Blog über Mode und zählen zu den erfolgreichsten Ü40-Bloggerinnen in Deutschland. Es gibt dort auch einen eigenen Beitrag zum Outfit für Lehrerinnen. Wie sind Sie darauf gekommen, sich an diese Berufsgruppe zu wenden?

Explizit hatte ich mir das nicht vorgenommen. Mir fiel irgendwann auf, dass mich immer wieder Lehrerinnen danach fragten, ob ich ihnen Tipps für die passende Kleidung im Schulalltag geben könnte. Es ging ihnen darum, sich nicht zu verkleiden, aber dennoch durch ihre Kleidung Professionalität auszustrahlen; es ging ihnen um Respekt.

Was hat Mode mit Respekt zu tun?

Sehr viel – und mehr, als man glaubt. Vielen ist nicht klar, dass der Situation angemessene Kleidung die eigene Professionalität positiv unterstützt, während unpassende Kleidung gegen einen arbeitet. Durch angemessene Kleidung drückt eine Lehrerin Wertschätzung und Rücksichtnahme gegenüber den Schülern aus und zeigt, dass sie sich ihrer Rolle als Vorbild bewusst ist. Ich erkenne an den vielen Zuschriften, dass sich Lehrerinnen sehr genau damit auseinandersetzen, was sie anziehen sollen. Sie fragen sich: Sitzt die Jeans zu eng? Ist der Blusen-Ausschnitt zu weit? Sieht man Schweißflecken in der Achsel, wenn ich etwas an die Tafel schreibe? Wie bequem darf eine Hose sein, damit ich mich gut bücken kann, ohne dass sie formlos wirkt?

Kinder: kritisch und direkt

Nun sind Kinder und Jugendliche auch noch ein sehr kritisches Publikum…

Oh ja! Kinder und Jugendliche scannen sofort, ob eine Lehrerin passend gekleidet ist, ob sie altbacken wirkt oder zu trendy in die Schule kommt. Von den Lehrerinnen unter meinen Leserinnen weiß ich, dass sie direkt auf eine neue Frisur, neue Schuhe, ein neues Schmuckstück und ganz allgemein auf ihren Kleidungsstil angesprochen werden.

Stellen wir uns vor, eine Lehrerin, nennen wir sie Julia, hat morgen den ersten Tag in einer neuen Schule vor sich: Was sollte sie sich abends schon einmal zurechtlegen?

Wenn sie eher den androgynen Business-Stil bevorzugt, dann kann sie zum Beispiel eine Hemdbluse oder ein Blusentop mit einer Stoffhose aus einem Anzugstoff kombinieren. Darüber trägt sie einen Blazer oder eine Kurzjacke, und als Schuhe zum Beispiel Pumps mit Blockabsatz oder Schnürschuhe im Herrenstil. Wenn Julia weiblicher wirken aber dennoch im Business-Stil bleiben möchte, dann passt ein Bleistift- oder A-Linien-Rock mit Stretch-Anteil, ein Etuikleid oder ein Wickelkleid, das nicht aufklafft, oder auch ein Hemdblusenkleid.

Geheimnis: hochwertige Stoffe

Und wenn Julia eher der lässige Typ ist?

Es gibt eine feine Linie zwischen lässig-bequem und nachlässig. Gerade wenn Julia freundlich, aber dennoch professionell, zugänglich, aber dennoch respektabel, jugendlich, aber dennoch erwachsen und außerdem modern, aber nicht als Modeopfer erscheinen will, kann der Balanceakt schwierig werden. Aber sie könnte zum Beispiel ein T-Shirt aus einem festen Stoff oder einen dünnen Pullover mit einem Blouson kombinieren und das zu einem dunklen Jeansrock oder einer dunklen Jeans tragen. Ein robuster, hochwertiger Ledergürtel unterstreicht die lässige Note. Die passenden Schuhe wären Ballerinas mit fester Sohle, Sneakers, aber nicht aus der Sportabteilung, oder gut gepflegte Segelschuhe. Während beim Business-Stil der Schmuck eher dezent sein sollte, dürfen Ketten oder Ohrringe auffallen – nur klimpern sollten sie nicht, das lenkt im Unterricht ab.

Auf den Punkt gebracht bedeutet das, jede Lehrerin sollte sich gut überlegen, wie sie durch ihre Kleidung wirken möchte und dies nicht dem Zufall überlassen, oder?

Ja, mit ihrer Kleidung gibt eine Lehrerin immer auch ein Statement ab, ob sie möchte oder nicht. Die Wahl von Stoffen, Schnitten, Farben, Accessoires sagt viel über eine Person und ihre Haltung aus. Lehrerinnen müssen ja auf optimale Bewegungsfreiheit achten, sollten aber auch immer Haltung bewahren können. Das Geheimnis sind hochwertige Stoffe, die flexibel oder mit Stretch-Anteilen verarbeitet sind und möglichst wenig knittern. Haltung unterstreichen Lehrerinnen auch, wenn die Schulterpartie gut ausgearbeitet ist und perfekt sitzt. Ein gut sitzender Blazer trägt immer dazu bei, die Lehrerin als Respektperson zu inszenieren.

Stil lässt sich trainieren

Wovon raten Sie Lehrerinnen eher ab?

Keine Walle-Kleider, keine wilden bunten Muster – und wenn, dann nur in einem einzigen Element der Kleidung – keine durchsichtigen Stoffe, keine weiten oder tiefen Ausschnitte, keine zu kurzen Röcke; und insgesamt, auch im Sommer, nicht zu viel Haut zeigen. Alle Oversize-Elemente sollten nur dezent eingesetzt und mit figurnahen, strukturierten Teilen ergänzt werden. Überweite Kleidung nimmt dem Körper seine Konturen und damit auch seine Haltung. Gerade kräftige Frauen oder solche mit größerer Oberweite sollten sich nicht verhüllen, sondern fließende, aber figurumspielende Kleidung in nicht zu aufdringlichen Farben tragen. Akzente können sie beispielsweise durch ein schönes Tuch oder eine lange Kette setzen.

Wenn sich eine Lehrerin hinsichtlich ihrer Garderobe neu orientieren möchte, wie kann sie dann vorgehen?

Sie sollte sich ein Basis-Outfit zulegen, das sie variieren und durch Details modisch „upgraden“ kann. Dazu gehören ein perfekter Rock, eine perfekte Stoffhose und ein gut sitzender Blazer in neutralen Farben, also etwa blau, grau, schwarz, cremefarben. Wenn eine Frau das für ihre Figur perfekte T-Shirt gefunden hat, kann sie sich davon gleich mehrere in ihren Lieblingsfarben in den Schrank legen. Unterstützung findet sie, wenn sie in guten Modehäusern oder gut sortierten Boutiquen nach dem Casual Business Chic fragt. Was mir noch wichtig ist, zu sagen: Es dauert eine Zeit, bis man herausfindet, was einem in der Lebensphase, in der man gerade steckt, gut steht. Stil ist wie ein Muskel, der immer trainiert werden will.

Inge Michels

Kompakt:
Lehrerinnen haben einen vielseitigen Job, der anstrengend ist und je nach Alter der zu unterrichtenden Kinder viel Bewegung mit sich bringt. In jeder Lage Respekt, Autorität und Gelassenheit auszustrahlen, ist nicht immer einfach.
Die passende Kleidung unterstützt Lehrerinnen dabei, Kompetenz und Sicherheit auszustrahlen. Unter www.modefluesterin.de gibt die Stilberaterin Stephanie Grupe umfassende Tipps.